30 Cucarachaleichen pflastern unsern Weg
Soundtrack: La Cucaracha, la Cucaracha...
Stimmung: Aufbruchstimmung
Jetzt sitzen wir hier im kühlkalten Germanien und können das noch
gar nicht glauben. Wir sind wirklich zurück! Das ist ganz schön
komisch... Aber wir sind der Leserschaft ja noch was schuldig,
nämlich die letzten Tage. Also erinnern wir uns zurück...
Montag:
Am Montag ist die Invasion von Jos Typen vorüber. Wir kriegen Besuch von
einer großen Menge Studenten, die alle nur eines wollen: UNSERE BUDE!
Daher die Taktik: Wir verhunzen die ohnehin schon total voll gestellte
Wohnung noch mehr mit unserer Wäsche, Altpapier, Flaschen und nicht
abgespültem Geschirr, um die Okkupanten abzuschrecken. Leider geht die
Taktik nicht ganz auf: Von unserem kleinen Vermieterchen Manolito kriegen
wir die endgültige Nachricht, dass wir Freitag aus unserer heiß geliebten
Wohnung raus müssen. ES IST AUS!! Bis dahin sich wildfremde Anwohner der
Calle Zaragoza fallen sich wegen dieser Nachricht plötzlich vor Freude
jauchzend in die Arme; spontane Polonaisen verwandeln das Zentrum von
Sevilla noch bis in den späten Abend in ein Freudenhaus.
Traurigen Mutes gönnt der Jo sich abends erstmal ein feines Essen. Flo
trommelt die ganzen anderen schon eingezogenen Erasmusstudenten des
Hauses und jede Menge Amigirlies zusammen und treibt sie in die Bar
Carpote.
Dienstag:
Abends Alfalfa; nach mehreren Monaten ist da endlich wieder die Hölle los.
Mittwoch:
Mittwoch bereiten wir uns schon mal mental auf das kommende Inferno vor.
Donnerstag:
Denn am Donnerstag ist Putztag, aber was für einer: Gleich nach dem Aufstehen
machen wir uns an die Arbeit. Fast ohne Unterbrechung schrubben wir den
ganzen Tag bis spät in die Nacht hinein durch. Dabei werden endlich auch
die hinterhältigsten Cucarachanester in den letzten Ecken unserer
Vorspeisekammer ausgemerzt. Insektenleichen pflastern unseren Weg. Danach
räumen wir die Bude komplett leer und verfrachten alles nach oben in die
Wohnung von Big Will und Fad Jockel. Ab jetzt ist nix mehr mit fester Bleibe:
Wir sind Vagabunden und schlafen abwechselnd in fremden Zimmern, auf der
Dachterrasse oder auf der Straße. Das letzte war glücklicherweise nicht nötig.
Nach diesem Vergnügen wollen wir uns abends noch mal el Doblon gönnen. Weil
da aber nix los ist, geht's an den Rio Guadalquivir.
Freitag:
Am Freitagmorgen kauft der Jo fetten Schinken ein. Unter fachkundiger
Anleitung von Spaniern. Innem Spezialladen. Und lässt ganz schön viel Kohle.
Dem Flo sein Vadder hat sich außerdem für nen Kurztrip angekündigt: Flo holt
ihn mit dem Bubisbus ab. Er übernachtet in einem eilig angemieteten Hostal
um die Ecke.
Am Abend krachts. Es steht unsere Abschiebeparty an. Aber wir gehen ja
freiwillig, und deshalb feiern wir mit. Als Vorbereitung haben wir die
Dachterrasse herausgeputzt und den Carrefour-Hypermercado halb leer gekauft.
Es geht langsam los... Und dann reißt der Besucherstrom gar nicht mehr ab.
Im Sekundentakt klingelt die Tür, und wir laufen ständig rauf und runter um
Leute reinzulassen. Kleines Dejavu: Bald kennen wir die Hälfte der Leute gar
nicht mehr. Die obere Crazy Party Swimmingpool-Lounge ist mittlerweile so
gefüllt, dass die Besucher auf den Second Dance Floor mit Silence-Chillout
Moods ausweichen müssen. Gegen Mitternacht steigt ein Feuerwerk direkt um
die Ecke, wie für uns gemacht. Auch Flos Vadder zeigt Respekt einflößendes
Durchhaltevermögen.
Als es gegen vier Uhr langsam ruhiger wird, geht's noch mal richtig los, als
Flos Barkollegas die Fete stürmen.
Samstag:
Bei einem dermaßen erfolgreich überbackenen Auflauf ist der Anblick der
Lokalitäten am nächsten Morgen natürlich fatal. Aber das Chaos wird schnell
und ohne großes Murren beseitigt, als das ganze Haus noch am Schlafen ist. So
erntet man gegen Mittag verwunderte Blicke der Mitbewohner: “Wie, schon alles
weg?! Prost“
Während Flo zum wahrscheinlich letzten Mal in Sevilla für seinen Vadder den
Stadtführer mimt, entspannt Jo schon mal am Strand in Matalascanias. Abends
trifft sich eine gemischte Gruppe aus Familie Stein, Manuel Aleman und der
Exfrau unserer Meerjungfrau Merijn. Dieser hatte dem Manuel seine Exfrau an
ihrem letzten Besuchstag aufs Auge gedrückt, weil seine spanische Gespielin
regelrecht eifersüchtig geworden war. Also erstmal nette Tapas und dann die
Carboneria.
Sonntag:
Sonntag früh morgens fliegt Manni Stein zurück, wir werden bald folgen. JoŽ
ist immer noch mim Bus in Matalascanias am Strand. Manuel und Flo kommen mim
Linienbus auch. Aber das weiß Jo nicht, weil er Flos SMS nicht kriegt. Die
kommt erst 5 Minuten vor Jos Aufbruch. Gnädigerweise nimmt der feine Herr
Jungwirth die beiden dann also doch noch mit in die Heimatstadt Sevilla. Sonst
hätten sie erfrieren müssen.