20 mal zwei = unsere durchschnittliche Tagestemperatur

Soundtrack: Technics Summer Sessions 2004, “Limburinha“
Stimmung: ärmlich - durchgeknallt



Montag
Zuviel Luxus verdirbt den Charakter. Nach so vielen Yachten und Ferraris ist jetzt Sparflamme angesagt. Wir machen deshalb den ultimativen und absolut repräsentativen “Aldi - Carrefour - Discounter - Vergleich“. Zuerst geht's zum deutschen Exportschlager. Hier gibt's die gewohnte hervorragende Qualität, zu Preisen, an denen sich die spanischen Äquivalente die Zähne ausbeißen. 1:0 für Aldi. Dann holt Carrefour zum Gegenschlag aus: Man wirbt mit den niedrigsten Preisen Sevillas. Und es stimmt. Lebenswichtige Grundnahrungsmittel wie zum Speibiel 2 Ltr. Vino Tinto + 2 Ltr. Limo für “Tinto de Verano“ schlägt mit nur 1,13 € zu Buche. Dafür muss man hier geschmacklich manchmal Abstriche machen. Trotzdem ein verdientes Unentschieden - 1:1.
Abends genießen wir lange Stunden mit Roman, Lisa, Meerjungfrau Merijn und Macho Iberico Alberto auf unserer Terrasse. Grund: Roman und Lisa, die wirklich allerletzten unserer Anfangscombo, verlassen Sevilla. Schade. Was aber nicht schade ist, sind die Getränkevorräte der beiden. Diese werden uns freundlicherweise zur Aufbewahrung überlassen.

Dienstag
Autoliebhaber Flo gibt dem Bully seinen letzten Schliff. Nun sind alle vier Seiten mit Werbung für genau diese Homepage und Liebesgedichten auf den Strand vollgekleistert. Danach freut sich Jo, als Flo überraschenderweise einen Berg frischgewaschener und nach Apfelkorn duftender Wäsche auf dessen Leib niederregnen lässt (Pic).

Mittwoch Zu nachtschlafender Zeit (9 Uhr morgens) hilft Jo den beiden Abreisenden beim Beladen ihres Gefährts. Eine erneute Hitzewelle hält uns fest in ihrem megaheißen Griff. Man tuschelt, sie stamme aus Afrika. Nachts wird es nicht mehr kälter als 27 Grad. Tagsüber gehen die Leute höchstens noch auf die Straße, um dort auf den Metallmülltonnen Rühreier zu braten. Beim Abendmahl wird Flo von seinem einzigen Mitbewohner aufgefordert, ein riesiges Stück Käse doch einfach wie eine Wassermelone zu verspeisen. Nach reichlichem Abwägen lehnt der Gefragte jedoch ohne weitere Erklärung ab.
Ab heute gibt's endlich wieder eine Feria! Triana (der Stadtteil wo wir früher hausten) feiert den Flamenco, die Stiere, seinen tollen Aldi und sich selbst. Super, denken sich Jo und die Meerjungfrau Merijn, da feiern wir doch gleich mal mit! Die Calle Betis direkt am Flussufer verwandelt sich in eine Feria de Avril in Kleinstform. Nur hier ist von Vorteil, dass die Casettas auch für den Pöbel ohne soziale Kontakte offen sind. Also nix wie rein ins Gedränge und erst mal einen Rebujito. Das geht jetzt eine Woche so! Nachdem Flo mit dem Schaffen fertig ist, geht's mit dessen Thekentussen und einem stiernackigen Russland-Spanier ins Elefunk. In diesem abgespaceten Schuppen schwimmen zur Belustigung der Besucher Zierfische in kleinen Aquarien oberhalb der Lampen. Die Fische finden das wohl nicht so lustig. Die sind schon ganz durchgeknallt geworden, weil sie jeden Abend ne Dröhnung abkriegen.

Donnerstag: Aufm Weg zum Aldi stehen wir ausnahmsweise an ner roten Ampel. Da läuft es uns eiskalt den Fuß herunter, als wir bemerken, dass direkt neben uns dunkler Rauch aus einem Haus qualmt. Dann gibt's nen lauten Knall und das Teil geht in die Luft. (Was auch immer es war, evt. ein Trafohäuschen oder eine notgelandete Raumstation) - Gefährlich hier!
Da Flo der Genuss eines Stierkampfes bislang verwährt blieb, schauen wir uns gemeinsam mit unserm Macho Iberico die spassige Kuhjagd aus der Loge an. Heute gibt's sogar eine Torera. Quasi ne Spanierin, die “blinde Kuh“ spielt. Die hats aber so drauf wie andere Frauen mit dem Einparken und wird von dem Vieh durch die Luft gewirbelt.
Im Anschluss ist wieder Triana ne feine Adresse.

Freitag
Geschlafen wird standesgemäß bis 14 Uhr. Das mit dem Vor-die-Türe-gehen geben wir nach einigen Versuchen auf. Wir bleiben einfach in der Bude und widmen uns dem Selbststudium. Wir wollen ja schließlich nicht vor die Hunde gehen. Da Flo wieder Malochen tut, muss Jo zu ganz später Stunde allein auf die “Vela de Triana“. Warum auch nicht!

Samstag
So liebe Liebenden, ab nun machts definitiv keinen Spass mehr! Seit ihr mal durch die Strassen geschlendert und eure Augen und Lungenflügel brannten? Jo muss zum Aldi, da er für sich und seine zweite (Wohnungs-) Hälfte heute kochen will. Er nimmt das Fahrrad, das zu dieser Zeit noch existiert (kleine Vorschau.) Welch eine total bescheuerte Idee! Das Thermometer bleibt nur ganz knapp unter 50°C stehen. Da das wohl noch keiner von euch miterlebt hat: Das fühlt sich ungefähr so an wie in Pompeji am 24.August 79 n.Chr. (Aber da war ja auch keiner von euch dabei...) Also, wenn ihr die Tage in den Süden fahrt und euch drüber beschwert, man würde es bei 35°C ja nicht aushalten - stellt euch gefälligst mal nicht so an sondern denkt an uns!
Die gesamte Nacht verbringen Alberto und Jo wieder in Triana, bis Flo samt Kollegen um 4.30 Uhr dazustößt. Die frischen die Party noch einigermaßen auf, bis es dann gegen kurz vor 7 wieder zu warm wird!

Sonntag
Noch zu erwähnen wäre: Ab morgen drücken wir wieder die Schulbank. Eine Woche Archäologen - Kongress in Carmona. Und dann will Jo noch zwei weitere Wochen buddeln gehn. Der Angräber! Da haben wir uns wohl genau die richtige Zeit ausgesucht...