Mit 15 hatten wir noch kein Moped
Soundtrack: Bum Bum Bum, mi corazon! (oder so ähnlich)
Stimmung: prächtig, aber schläfrig
Montag:
Nach ein paar erfrischenden Minuten im Atlantik machen wir uns nach England
auf. Da uns das Schwimmen zu lange dauert, fahren wir einfach mit dem Bully
den Tommy in Gibraltar besuchen. Auf dem Weg machen wir nahe dem Kite
Hot-Spot Tarifa einen kurzen Stop um auf Afrika zu schaun. “Schon
komisch - das da hinten ist wirklich Marokko“ stellt ein zutiefst
verdatterter Manuel fest. Flugs geht's weiter zur spanisch - englischen
Grenze. Auf Gibraltar (die Einheimischen nennen den Felsen liebevoll
“The Gib“) leben die einzigen halbwegs braungebrannten
Engländer der Welt. Das ist eine Attraktion. Die andere sind die
einzigen freilebenden Affen Europas (abgesehen von einigen Inseln). Die
Viecher werden von den anderen Affen gehegt und gepflegt. Der Sage nach
müssen die Engländer nämlich Gibraltar verlassen, wenn die
Makakken verschwinden sollten. Wirklich erstaunlich, was man auf den paar
Quadratkilometern so alles unterbringen kann: Neben einem Flughafen der
sich quasi im Meer befindet und über den man folglich
drüberspazieren muss wenn man die Grenze passiert, finden sich noch
Hafenanlage, 100 Tonnen Geschütz und Seilbahn auf “the
Rock“.
Nach einer Stärkung mit “Fish & Chips“ erkunden wir die
englische Enklave zu Fuß und laufen durch das ganze Land bis zum
Europa Point.
Dienstag:
lassen wir die Mädels auf die Shoppingmeile um die Ecke los. Mit
dem Ergebnis, dass unsere halbe Bude mit uns unnütz erscheinenden
Luxusartikeln wie Schuhen und Taschen vollgepackt wird.
Unsere Privatdroschke verfrachtet die Besucherinnen am Mittwoch
wieder Richtung Flughafen. Hitzemäßig fängts jetzt an
so richtig abzugehen. Das Leben in Sevilla scheint sich immer mehr auf
die Zeit von Mitternacht bis 6 Uhr morgens zu verlagern, wenn die
Temperaturen angenehm mild sind. Tagsüber dagegen laden freundliche
40 Grad zum Schlafen ein. Mädels aus Ungarn und Kanada haben uns
zu ihrer Dachterassenparty eingeladen; Grund: die gehen morgen, und zwar
auf die Islas Canarias um dort zu schoppen, äh jobben. Der Abschied
fällt ganz schön emotional aus.
Am Donnerstag hält sich Flo nachts mal wieder im Irish Pub auf.
Dort bekommt er unangemeldeten Besuch von einer Gruppe randalierender
Jugendlicher aus verschiedenen Ländern, samt einigen einheimischen
Espaniolen. Dabei handelt es sich um die Geburtstagscrowd unseres Kollegas
Manuel, der seinen 12. begeht. Man lese die beiden Zahlen hier von hinten
nach vorne und addiere eins. Als Geschenke bekommt Manuel einige
sevillanische Spezialitäten überreicht: Einen Gartenzwerg und
Weizenbier. Er freut sich wie ein Schneekönig. Flo wird im Pub von
einigen kräftigen schwarzen Amerikanern aus Großstadt-Randgebieten
angelabert. Diese fragen ihn nach dem In-Ort für diesen Abend.
Selbstverständlich antwortet er: “Doblon“! Das erweist
sich später am Abend allerdings als ein eher mäßig guter
Tip. Zum erstenmal in der mehr als 2000jährigen Geschichte unserer
Stadt ist da nix los.
Freitag kommt, wer hätte es gedacht, der OVI! Schon wieder!
Und hat ganz tolle Sachen mitgebracht! Was nämlich haben wir uns schon
lange gewünscht? Einen Swimmingpool aufm Dach! Ovi hat uns diesen
Wunsch erfüllt und im Baumarkt ein Planschbecken erster Sahne abgezogen.
Dieses misst ganze zwei Meter (Breite, nicht Tiefe). Die neue Attraktion
muss natürlich erst mal ausgiebig getestet werden. Bei Temperaturen
kurz unter dem Siedepunkt erweist er sich als hervorragendes
Kühlaggregat für unsere überhitzten Körper und
sinnvolle Erfrischungsgetränke.
Samstag
ist ein großer Strandtag. Mit am Start sind auch Manuel, unser
Lüttich-Lümmel Francois sowie die kleine Meerjungfrau Merijn
aus Holland. Wir fahren nach Chipione in der Nähe von Cadiz. Nach
einer ausgiebigen Paella-Erfrischung und frivoler Unterhaltung mit
lokalem Dienstleistungspersonal verbringt man einige halbsonnige Stunden
im Sand. Bei einer wilden Partie Strand-Foppes verbrüdern wir uns
mit anderen Fans des Sevilla F.C. Melancholisch schauen wir einem
Kühlschrank hinterher, der von der Abendsonne beleuchtet in den Fluten
des Atlantik verschwindet. Ansonsten ist der Strand aber einigermaßen
sauber. Abends werden unsere spanischen Iberer endlich in das geheimnisvolle
Geheimnis der Korn-Brause eingeweiht. Alberto wird zum “Maestro del
bosque“ (Waldmeister) gekührt. Weil Ovi sich abends nicht
beherrschen kann und vorsätzlich ein wertvolles Kristallglas unserer
Küche zertrümmert...
...wird er Sonntag früh zum Gehen aufgefordert. Der
zukünftige Marketingleiter von Jägermeister Mitteleuropa nimmt
daraufhin ein Taxi und besteigt das erste First Class-Jet Richtung Colonia.
Abends ziehen wir uns “the day after tomorrow“ im Kino um die
Ecke rein. In dem Film geht's um eine Klimakatastrophe und damit
zusammenhängende Schneeverwehungen. Passend zum Thema ists auch im
Kinosaal ganz schön frigorifico.
P.S.: Ovi. Schön dass du da warst, bis zum nächsten Mal!