Schöner leben mit der 9
Soundtrack: Mickey Krause (s.u.)
Stimmung: unternehmungslustig
Montag:
Flo schnappt sich unser Baby (Bus) und bringt es zum Onkel Doktor. Diagnose:
Linkes Auge Totalschaden, da muss schnell ein Spenderauge gefunden werden.
Das kostet... Nachmittags schnallen wir unsere frisch geputzten Tanzschuhe
an. Ja, nun ist es raus: Wir nehmen Tanzstunden. Da nächsten Montag die
“Feria de Abril” beginnt und dort die ganze Welt Sevillanas tanzt
wollen wir nicht im Regen stehen. Unsere Homie-Sekretärin Bélen ist unsere
Tanzlehrerin. Die ist so krass, dass sie letztes Jahr einen ersten Platz
beim Sevillanatanzen erreicht hat, allerdings als Mann. Nach so viel Grazie
gehts wieder zu männlicheren Dingen - Fußball. Wir verstärken unserem
belgischen Übermieter dem sein Equipe Internacional. Da wir auch
internacional sind, spielen wir gerne mit.
Dienstag:
Uni fällt wegen mangelnden Interesses der Kommilitonen aus.
Mittwoch:
Der Mittwoch dagegen strotzt vor Aktivitäten. Tagesbericht Flo: Er meldet
uns in der Uni nach einigen Komplikationen fürs Sportprogramm an. Danach
gehts direkt nochmal zum Büschen-Doktor. Dieser amputiert das linke Auge
des Büschens und implantiert das mittlerweile gefundene Spenderorgan. Damit
haben wir allen randalierenden spanischen
(_ _ _ hier einzufügen: Kraftausdrücke), die unser Baby verletzen wollen,
ein Schnippchen geschlagen. Danach checkt Flo auf Tipp eines spanischen
Spaniers einen Wasserball-Club aus, da seine Passion der Schwimmsport ist.
Das Training macht Spaß. Als Hindernis erweist sich lediglich, dass die
Wasserball-Regeln bis dato unbekannt waren und deswegen erst erlernt werden
müssen. Nach einer flotten Sevillanas-Stunde fahren wir mit unserem wieder
gesunden Baby in eine außerhalb gelegene Shoppingmall. Dort deckt sich
unsere nette Frauenbegleitung mit Klamotten für die nächsten zehn Jahre ein.
Mit unseren neuen Fußball-Homies vom belgisch-italienischen Equipe
internacional gehts anschließend zur angesagten Mittwoch-Bottellon direkt
um die Ecke. Unerhörterweise präsentieren dort einige übermäßig angeheiterte
Erasmus-Studenten Teile ihres Körpers, die im Normalfall dem Licht der
Öffentlichkeit verborgen bleiben sollten. Aber im Ernst: Diese nächtlichen
Treffen haben sich als hervorragende Möglichkeit erwiesen, Leute aus allen
Teilen der Welt kennenzulernen.
Donnerstag:
Wir werden berühmt! Die beiden Spanier haben ein Interview mit dem andalusischen
Fernsehen. Ähnlich wie es unser kanadischer Mitbewohner vor einigen Wochen
vormachte, berichtet Flo über Bräuche, Feste und Sehenswürdigkeiten in
Deutschland. Jo präsentiert dazu vor der Kamera seine Kochkünste. (@bubi: da
Flo nach dem interview ganz schön ausgenudelt ist muss er erst mal relaxen. Jo
geht mit Sprachschul-Kollega Manuel in eine bar. Dort trinkt er ein Bier. Manuel
auch. Jo hat Hunger und bestellt sich deshalb auch noch Tapas. Manuel auch.
Danach geht Jo gestärkt nach hause. Manuel auch. Flo nicht, der ist ja schon zu
hause). Abends essen bei Manuel, weil Mexiko-Rüdi seinen Austand gibt. Mit Fisch.
Später: El Doblon. Wir schließen Freundschaft mit dem Besitzer des Ladens. Mit
Hilfe dieses Kontaktes können wir Kollegas den Eintritt ermöglichen, die
lediglich mit kurzer Hose erschienen sind. Schwer betrunkene und leicht
bekleidete Amerikanerinnen werfen sich den beiden Halbspaniern an den Hals,
erhalten von diesen aber einen Korb. So einfach sind wir nämlich nicht zu haben.
Freitag:
Auf gehts zur großen Fahrt. Mit unserer Hongkong Sherry Shirley im Gepäck
gehts erst mal nach Ronda. Die Jahrhunderte alte Brücke, die die beiden
Stadtteile verbindet, ist ein Meisterwerk der Brückenarchitektur. Nach
Rundgang durch die Altstadt und Einnahme von leckeren Tapas in typisch spanischem
McDonalds fahren wir weiter in geheimnisvolle Tropfsteinhöhlen. Dort
bestaunen wir neben einem frivolen Führer auch Spaniens älteste Höhlenmalereien.
Danach zieht es uns ans Meer. Wir passieren Marbella, Torremolinos und Malaga.
Nahe Torre del Mar, einem verträumten kleinen Fischerörtchen mit 200
Betonkastenhotels, errichten wir auf einem Campingplatz unser Nachtlager.
Aufm Rückweg vom Pizzaladen um die Ecke stoen wir auf die “Don Alfonso
Bar”. Hört sich nach Süden an - is aber nicht, is Deutsch! Speisekarten laden
zum Weißwurstteller und leuchtende Bitburger Reklame lädt zum Verweilen ein.
Mit einem selbstverständlichen “n Abend” betritt Jo als erster den Laden,
welcher genauso in Köln-Nippes, Bocholt, Gelsenkirchen oder Mallorca stehen
könnte. Mit einem noch selbstverständlicheren “n Abend zusammen” werden
wir von einer illustren Rentnerrunde in Empfang genommen. Olaf Henning, Mickey
Krause und Konsorten erweisen sich als die musikalischen Leckerbissen dieses
Abends. Trotz mehrerer Einwände einiger Gäste und Mitreisenden empfehlen wir
die Kaschemme aufs Höchste.
Samstag:
Schon früh brechen wir Richtung Kanada auf. Oh Verzeihung, wir meinen Granada.
Die Eintrittskarten für die obligatorische Alhambra mussten wir uns schon
Wochen im Voraus sichern, da Menschen aus aller Welt dort hinpilgern. Die
Alhambra is schon ne Wucht, aber der Trubel darum erschient uns ein wenig
übertrieben. Der Ausblick mit den schneebedeckten Höhen der Sierra Nevada im
Hintergrund ist jedoch einmalig! Abends fahren wir zurück gen Heimat. Viele
Hundert Kilometer hat uns unser Bully wieder sicher begleitet. Danke Bully!
Unser New Yorker Homie Rod hat noch ne Dachtassenparty am Start. Mit Kusshand
nehmen 50 % der Halbspanier die Einladung an und versacken bis 7 h...
Sonntag:
...und so sind wir schon wieder bei Sonntag: Es ist heiß... der Sommer kommt.
Also setzen wir uns ein wenig an den Rio Guadalquivir und relaxen. Beim
Entspannen kommen immer tolle Ideen. Ein BBQ bei uns aufm Dach erscheint für
uns als beste Gelegenheit, diese erlebnisreiche Woche ausklingen zu lassen!
P.S.: Gerade erreicht uns ein Telefonat. Der Freund der Vormieterin unserer
Wohnung will ein paar Sachen abholen, die diese für ihn hier gelassen hat.
Originalton Flo: Hola. Ist da Jesus? - Antwort: nein, hier ist Israel!
(das ist sein wirklicher Name!)