8-ung
Soundtrack: Sevillanas
Stimmung: sportlich
Bewegungsfreiheit: 100 %
DIE NAZARENER SIND ENDLICH VERSCHWUNDEN !
Montag:
In der Uni fertigen wir wieder mal künstlerisch einzigartige Zeichnungen
von kaputten alten Kochtöpfen an. Weil Flo ein ausgeprägtes Spektrum an
Geschmack besitzt und einen wohlschmeckenden Käse verspeist (Roquefort),
wird er ungerechtfertigt zum wiederholten Mal von Jo in die hinterste
Kammer der Wohnung verwiesen. Das wird ihm Flo noch eines Tages
heimzahlen. (Anmerkung Jo: Der hat keinen Geschmack, der ist pervers!)
Beflügelt von dem köstlichen Geschmack gibt’s keine abendlichen Aktionen.
Dienstag:
Unsere fußballerischen Erfolge beim jährlichen Winckelmann-Turnier (u.a.
das erste Elfmeterschießen der Fußballgeschichte, das unentschieden ausging)
haben sich bis nach Spanien herumgesprochen. Nach der Zahlung von
irrsinnigen Ablösesummen an Medusa Hofgarten Bonn treten wir deshalb für
unser sevillanisches Uni-Team (sprich: unsere spanische Gang) an. Wir
beeindrucken durch gekonntes brasilianisches “Hacke - Spitze - rein -
damit” -Gezaubere und Jo zimmert die Pille gnadenlos an die Latte. Flo
dagegen steht im zentralen Mittelfeld wie eine Mauer. So verhelfen wir
unserem Team zu einem 4:3 Sieg und sichern damit den Einzug in die höchste
Uni-interne Liga!
Abends laden wir unsere spanischen Freunde zu deutscher Hausmannkost in unsere
Casa ein. Wir bieten lukullische Hochgenüsse wie Bayerische Leberknödelsuppe
nach Urgroßmutters Art und Jägerschnitzel mit Spätzle - selbstgemacht!
Dazu reichen wir kühles Erdinger Weißbier. (Dieses haben wir allerdings
nicht selber gemacht). Man bedenke, wir sind 7 Personen. Anschließend kommt
Tim mit 4 Mädels im Gepäck vorbei. Die eben noch gemütliche Stube wird zum
wilden Latino-Tanzschuppen, aber war ja irgendwie klar...
Mittwoch:
Was kommt noch? Letzte Woche zerstörte ein unbekannter spanischer - Piep -
das Licht unseres Bubis. Gestern dachten wir, einen ausgezeichneten Parkplatz
direkt um die Ecke gefunden zu haben. So toll war der wohl doch nicht. Als
Jo unseren geliebten dritten Mitreisenden holen will, wird er mit einem Bild
des Grauens konfrontiert. Da wo gestern noch unser unschuldiges Baby stand,
ist jetzt -> gar nix außer Straße! Hier die Originalgedanken eines
ungläubigen, fassungslosen Sevillaners: “Ach du scheiße, das kann nicht
wahr sein. Nein, bitte nicht... Bitte nicht unser Baby. Hier haben wirs doch
abgestellt. oder nicht? Scheiße, auf jeden Fall war das hier...Was machen wir
jetzt? Erst machen die Hurensöhne unser Baby kaputt, dann klauen sie es?”
Da laufen die Angstschweißperlen die Stirn runter wie das Wasser des Amazonas
bei Sturmflut! Die Verwendung von Kraftausdrücken an dieser Stelle ist durch
den thematischen Zusammenhang bitte zu entschuldigen. Also: Ab in die
Sprachschule, ab zu Bélen, wie immer in solchen Situationen. Kreideweiß
erörtern wir die Situation. Sofort greift sie sich den Hörer. Vom Kanalreiniger
bis zum andalusischen Verkehrsminister kontaktiert sie alle Personen, die
irgendetwas über den Verbleib unseres Schatzes wissen könnten. Unsere
schlimmsten Befürchtungen treten zum Glück nicht ein. Die lokalen Ordnungshüter
haben den Bully glücklicherweise “nur” abgeschleppt. Nach Übergabe von
58 Euro dürfen wir unser einsames Baby wieder in unsere Arme schließen. Glück
gehabt!
Der Schock wird abends im Catedral Lounge Club mit spanischen und deutschen
Homies verdaut.
Donnerstag:
Heute brechen unsere spanischen Freunde zu ihrer Studienfahrt nach Prag auf.
Wir fahren nach Schweden. Nach Erledigung aller Einkäufe gibt’s die
obligatorischen Hot Dogs. Den Bully stellen wir heute so ab, dass ihm keiner
was antun kann! Abends geht’s dann in die Carboneria, um später ins
“Doblon” (was sonst?!) zu fahren. Auf dem Weg erweisen sich einige
Mitreisende als Memmen und bestehen darauf, mit dem Taxi zu fahren.
Freitag:
Schon Mittags versammeln sich viele Sprachschüler und angeheitertes Lehrpersonal
in einer Bar, um den Beginn des Wochenendes zu zelebrieren. Zum Auftakt schauen
wir uns abends im Kino einen Film auf aramäisch und Latein mit spanischen
Untertiteln an: Die “Pasion Christi&rdquo von Mel Gibson. Kein unbedingt
fröhlicher Auftakt für einen Abend, erinnert eher an “Braindead” Aber
jeder sollte sich selbst eine Meinung darüber bilden.
Später läuft die Prozession zum Plaza Alfalfa, um dort der traditionellen Botellon
beizuwohnen. Kleiner Sprachführer: Botellon meint Platz oder Straße, wo sich
nachts zum Teil mehrere Hundert Eingeborene und andere Interessierte versammeln,
um bei eisgekühlten Getränken aktuelle politische und gesellschaftliche Themen
zu diskutieren. Es soll bis zu 40 Orte geben, an denen sich dieses für den
Neuankömmling wunderliche Schauspiel allabendlich ereignet. Da wir am Samstag
jedoch schon verdammt früh (7h) aufstehen müssen, verlassen wir das Spektakel
schon kurz nach Beginn der Party (3h).
Samstag:
Wir fahren mit der Eisenbahn nach Cordoba. Die Stadt ist etwas kleiner und
verträumter als Sevilla, aber egal, wir fahren trotzdem hin. Besonders
beeindruckt einen Teil der Gruppe die größte Moschee auf westeuropäischem Boden.
Bis zur Rückeroberung Andalusiens durch die Christen im späten Mittelalter war
Cordoba wie auch Sevilla arabisch. Die Stadt war damals eine der größten Europas
und so einflussreich wie Bagdad oder Istanbul. Nach der Reconquista bauten die
komischen Christen dann mitten in die Mosche eine fette Kirche. Nach dem
Kulturgenuss wollen wir uns bei Burger King stärken. Aber: falsche Zeit, falscher
Ort! Gerade als wir unseren Doppel Whopper genüsslich hinter die Kiemen schieben,
startet um uns herum eine Anti Burger-King-Demo! Die eingeborenen Cordobesen
nämlich haben keinen Bock auf Burger King direkt neben deren alter Moschee.
Wir machen uns also besser aus dem Staub und machen uns auf zu einer weiteren
Sehenswürdigkeit, dem Alcazar (= Burg) von Cordoba. Dort platzen wir mitten in
eine Promi-Hochzeit mit TV und Fotografen rein. Wenn ihr die Fotos seht: Kennt
irgendjemand dieses Hochzeitspaar? Wir haben schon mal gedacht, das sind Will
Smith und Michael Jackson. Wir sind uns aber nicht ganz sicher.
Abends schon wieder eine Grillfete in unserem Haus mit unserer Homie-Sekretärin,
Autoretterin und Tanzlehrerin Bélen. Einige werden sich jetzt fragen: Warum
Tanzlehrerin? Tja, dazu verraten wir noch nichts. Es soll ja weiter spannend
bleiben.
Sonntag:
Rundgang durch die Stadt mit Besichtigung alter Häuser fällt leider durch Regen
ins Wasser. Dafür statten wir DER Tapabar einen Besuch ab, in der angeblich vor
ungefähr 28.000 Jahren die Tapas erfunden worden sind. Abens Abschiedsfest für
alte Sprachkurs-Kolleginnen, die zu ihren Homies in den Estados Unidos bzw.
ins wundervolle Stuttgart zurückkehren. Was fürne Woche.
PS: Viele Grüße.