Durchstart in Sevilla
Soundtrack: Hamster-Dance
Stimmung: optimistisch
Hola amigos !
Wir haben Sonntag - die beiden Spanier haben Kopfschmerzen. (Wen wunderts?!?!)
Das war also die erste Woche... Viel ist passiert, also fangen wir gleich mal
an:
Die Sache mit dem Intensivkurs hatten wir ja bereits erwähnt. Sehr
schnell, sehr anspruchsvoll, sehr toll, sehr lustig. Mit der Immatrikulation
hat es noch nicht so ganz geklappt (hören wir da etwa hämisches
Gelächter?). Aber wir sind auf dem besten Weg. Und wir haben ja noch 7
Monate.
Also gehen wir lieber gleich zu den abendlichen Aktivitäten über.
Am Mittwoch Abend war großes Klassentreffen angesagt. Um die Auslastung
einer benachbarten Bar in den Zenit zu steigern, steuerten wir diese zusammen
mit den anderen Möchtegern-Spaniern an. Anschließend kam uns eine
geniale Idee: Discokugel+ blaue Leuchtschlange+ eigene Bude+ Holländerin
die nicht schlafen kann + uns + Brause-Spielchen = Super Haus Party.
Zusammenfassung: Alle fanden sich zum vergnügten Stelldichein in unserer
Loft ein. Das Appartement war proppevoll. Manche Ausländer auch.
Donnerstag. Jo bestellt auf Spanisch ein Eis im MC Donalds und bekommt keine
blöde Nachfrage. Außerdem: Flamenco-Tag. Wir dachten zuerst
eigentlich, heiße Mädels mit roten kurzen Röckchen und Wespen
im Hintern tanzen Flamenco. Falsch gedacht. Statt dessen kamen zuerst drei
melancholische Gypsy Kings - Verschnitte auf die Bühne. Der eine mit
Gitarre, die beiden anderen mit Fistelstimmen. Und dann gings los: Ein
gnadenlos gestylter eingeborener Jüngling lies die Bühne beben, als
ob ihn der Teufel geritten hätte. (remember: Ballermann 6 - der
Flamencotänzer mit den Nägeln im Schuh. Genauso ging der ab!) Aber
mal im Ernst: Trotz der humorvollen Worte zuvor wars ne tolle Sache, die sich
kein Halb-Sevillaner entgehen lassen durfte. Und 11 Euro waren wirklich in
Ordnung, zumal Touristen schon mal das dreifache berappen müssen....
Aufgeheizt von der heißen Tanzdarbietung gings mit der ganzen Meute
inklusive netten Profs in eine Tapabar. Anschließend fand sich ein
internationales Grüppchen in Taxis zusammen und fuhr gemeinsam zu einer
Austauschschüler-Sause in der Disco "Doblon". Quasi: Eh wo kommst du her?
- ich komm aus Panama. - Eh cool. Willst du mit mir gehen? - Klaro. Zur
leichteren Erkennung seiner geliebten Landsleute bekam ein jeder Besucher ein
lustiges Länder-Schildchen auf die Brust. Einer von uns beiden (Flo) kam
übrigens aus Puerto-Rico. Da wir am nächsten Tag wieder fleißig
lernen mussten, verließen wir die Fete noch vor einer möglichen
Eskalation.
Durch Vermittlung unseres freundlichen kanadischen Mitbewohners trafen wir uns
am frühen Freitag Abend (22.30h) in einer Tapa-Bar mit netten spanischen
Sevillanern. Diese erläuterten uns bei Bier und Cerveza und Bier die
groben Zügen ihrer momentanen Lebenssituation, was wiederum durchaus zur
Integration unsererseits beitrug. Ein kleiner Tipp an dieser Stelle für die
Daheimgebliebenen: Wenn ihr nachts durch eine unbekannte spanische
Großstadt nach Hause lauft (deren Namen hier anonym bleibt), dann
NEHMT EINEN STADTPLAN MIT!! Die Himmelsrichtungen im Süden Europas sind
nämlich durchaus variabel. Um die Verwirrung zu steigern, haben die
Spanier ihre Straßen außerdem krumm gemacht.
Damit wären wir am gestrigen Samstag angelangt. Wir gehen gleich zum Abend
über, da vom Tag außer leckerem Tex Mex- Essen und einer kurzen
Besichtigungstour nicht viel übrig blieb. Und zwar spielt dem Jo sein
Vater ja in ner Band, von der man behauptet, sie seien die Comedian Harmonists
des 21. Jahrhunderts. Nur singen tun sie nicht. Sie haben schon internationale
Preise eingeheimst und ein Auslands-Gig führte "Les Clochardes" (oder so,
ist französisch) unter anderem in die kleine Stadt Sevilla am Main. Dort
heizte dieses polyphone Sextett mit Musik aus den 20er bis 70er Jahren der Crowd
in der "Carboneria" so richtig ein. Und genau dahin verschlug es uns am
Samstagabend! Danach war natürlich Tanzen angesagt - eigentlich. Das machte
allerdings nicht so viel Spaß, da in unserem Club eher
gleichgeschlechtliche Liebe praktiziert wurde. Und das auch noch ganz schön
öffentlich. Kurzum entschlossen wir uns, ganz kurz noch woanders
hinzugehen. Aber: Wenn ihr nachts durch eine unbekannte spanische
Großstadt nach Hause lauft, dann NEHMT VERDAMMT NOCHMAL EINEN STADTPLAN
MIT!! D'éja v'ú! (ist auch französisch). Nach längerer Zeit des
Lustwandelns über weit entfernte Brücken befanden wir uns
schließlich gegen 4 Uhr auf dem Heimweg.
Somit schließt sich der Kreis und wir wären wieder bei heute
angelangt. Da die Supermärkte mit ihren Öffnungszeiten uns
natürlich einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, ist wieder Tex
Mex für fünf Euro angesagt, muy bien!
Hasta luego amigos!