Erstes Lebenszeichen
Unglaublich aber wahr - wir sind da !
Nach der um nur 30 Stunden verzögerten Abfahrt verlief die Reise fast
schon erschreckend reibungslos. Deshalb nur einige wichtige Begebenheiten,
die sich während der Fahrt ereigneten: Bei Jos Freundin deren Eltern
in Genf gabs eine Luxusübernachtung mit 5 Sterne-Menü.
Anschließend geht's in nur einem Tag von Genf nach Barcelona.
Zwischendurch schließen wir Freundschaft mit den Grenzwächtern
und umarmen das Ortsschild "Espana". In Barcelona finden wir direkt vor
der Haustür unseres Gastgebers Alex einen perfekten Parkplatz mitten
im Zentrum. Jo passt sich den Bräuchen der Katalanen an. Er bestellt
zum Mittagessen Spaghetti Napoli und ein Paar Schweinsfüße.
Kaum haben wir in Barcelona am nächsten Tag unsere Schlafsäcke
abgebrochen und sind auf dem Weg nach Süden, versinkt die Stadt in
einem Schneechaos. In Alicante finden wir 0,5 Liter vor Zero eine Tanke
und direkt daneben einen Campingplatz. Dort überstehen wir die erste
Nacht im Bully. Schon am Samstag Nachmittag erreichen wir Sevilla und
dürfen pronto in unsere Residenz, obwohl wir sie eigentlich erst am
Sonntag bekommen sollten. Natürlich gibt's hier auch einen Parkplatz
direkt vor der Haustüre.
Unser Bully hat die 2700 km unbeschadet überstanden. Auch die
lebenswichtige blaue Plüschverkleidung hängt noch.
Glücklicherweise hat er trotz unserer Befürchtungen kein Öl
verloren. Unsere Meinung: Eine saubere Aktion!
Tja, nun leben wir hier im sonnigen aber doch recht a...kalten Sevilla
zusammen mit einer Holländerin (sie ist trotzdem nett!) und einem
feinen Kerl aus Kanada. Denen haben wir schon heimatliche Bräuche
beigebracht: Die beiden stehen jetzt voll auf die köstliche und
gesunde Mischung Korn-Brause! Für die, die sich auskennen: Unsere
Wohnung liegt direkt am Plaza de Cuba gegenüber der Altstadt auf
der anderen Seite des Guadalquivir. Ist ne super Gegend mit allem, was man
so braucht: Ohne Quatsch 10 - 15 Supermärkte in einem Radius von 500
Metern. Im Plus gibt's doch tatsächlich das ehrwürdige Schloss
Pils in 1 Liter-Flaschen - haben die Spanier gar
keinen Stolz ? Mc Donalds versteht sich von selbst. Aber auch unzählige
Restaurants liegen uns buchstäblich zu Füßen. Ein Menü
beim typisch spanischen Japaner inklusive Getränk und sonst noch jet
für 5, 80 Euro. Isse billig, ne?!?
Viel haben wir gehört über die "Prinzessin der Städte", wie
die Sevillanos ihre Stadt nennen. Und schon nach den ersten
Erkundungsmärschen durch enge, verträumte Gassen können wir
nachempfinden, warum die Einheimischen so stolz sind auf ihre im Sommer vor
Hitze flimmernde Stadt. Großartige Architektur aus vielen
Jahrhunderten, wobei kein Haus dem anderen gleicht und fantastische, mit
viel Liebe zum Detail ausgestattete Tapas-Bars haben uns schwer beeindruckt.
(Tapas sind kleine Portionen, die angeblich in Sevilla erfunden wurden und
sich mittlerweile in ganz Spanien großer Beliebtheit erfreuen).
Samstagabend gabs dann zur Begrüßung erst mal 'ne dicke Paella
für die beiden Reisenden in einer ebenso dicken Bar. Weiterhin
besichtigten wir eine Torrero-Bar, in der tote ausgestopfte Stierköpfte
an den Wänden hingen. Ihre Ohren hatten sie allesamt nicht mehr am Kopf.
Bei dem Barbesuch fiel uns auf, dass bei den Kämpfen immer nur die
gleichen gewinnen. Komisch. Ausgestopfte Torreros hingen nicht an den
Wänden.
Ok, das Bier ist natürlich nicht das Wahre.....aber man muss sich ja
auf Kompromisse einlassen. Trotzdem müssen wir die Spanier noch ein
wenig erziehen und zu Brauseminaren in unser Appartment einladen. Aber
dafür haben wir ja noch 7 (sieben) Monate Zeit.
Seit gestern besuchen wir das Instituto Alhambra Internacional, das sich
direkt am pompösen Rathaus der Stadt befindet. Und nun weiß
Jo auch, was INTENSIVkurs bedeutet: Nix mit Laberei oder so. An den ersten
zwei Tagen gabs so viel Stoff wie sonst in einem Monat. Und die Hausaufgaben
- er wusste gar nicht mehr was das war - brauchen locker schon mal zwei
Stündchen. Aber der Jo wird das Kind schon schaukeln... Jos "Klasse"
setzt sich aus 8 Leuten zusammen, die fast alle aus Deutschland kommen.
Neidisch schaut Jo manchmal zu Flos Klasse rüber: Dort ist die
Atmosphäre verdammt locker und die Lehrer wirklich angenehm.
Italienerinnen, Kanadier, ja sogar eine junge Dame aus Island geben sich
die Klinke in die Hand. Der Vorschlag, den Unterricht in eine Tapa-Bar zu
verlegen, wurde leider bis jetzt abgelehnt - obwohl sich's dort bestimmt
leichter lernen ließe!
Heute sind wir nach dem Unterricht direkt zur Universidad gefahren, um die
frohe Botschaft der Ankunft der zwei neuen Spanier zu verkünden. In
Sevilla gibt es zwei Unis. Unsere befindet sich leider nicht in dem
wunderschönen alten Gebäude in der Innenstadt. Sie ist ein mehr
oder weniger "schöner" Neubau außerhalb der Stadt. Das
Archäologische Seminar ist winzig. Genaugenommen ist es ein kleiner
Raum von der Größe eines Umzugkartons mit Büchern drin.
Prof. Pilar León war zwar ein wenig überrascht, dass wir so
plötzlich anklopften. Sie hat sich aber doch gefreut, dass zwei so
hübsche Bonner Archäologen nun in Sevilla tagein, tagaus ihren
wissenschaftlichen Forschungen nachgehen wollen. Da Prof. León sich
für längere Zeit in Bonn aufhielt, hängt über ihrem
Schreibtisch selbstverständlich ein Bild des berühmten Bonner
Instituts - wahrscheinlich das einzige außerhalb der
Bundeshauptstadt.
Die einzige Absolventin des Hauses nahm sich zwei Stunden Zeit für
uns und zeigte uns ausgiebig die gesamte Uni mit allen wichtigen
Einrichtungen. Mensa und so. Morgen treffen wir uns wieder mit ihr.
Während einer feierlichen Zeremonie werden wir dann immatrikuliert.
Dann, erst dann sind wir richtige Spanier.
Was wird das wohl für ein Gefühl sein? Man munkelt, dass der
Volksmund sagt, dass ein sehr weiser Mann einst behauptete :
"Man weiß es nicht genau."
Aber wir werden Euch lieben daheim Verweilenden sicher schon bald Neues zu
Berichten wissen von zweien, die auszogen, um die Welt - oder zumindest
erstmal Spanien - zu erobern!
Hasta luego!